Biografie

 

Faisal Khoshdil, der seine Bilder mit dem Künstlernamen faisal log signiert, ist 22 Jahre alt, stammt aus Afghanistan und lebt heute in der Nähe von Hamburg. Kunst sieht er als Möglichkeit zur biographischen Reflexion. Sein noch junges Leben beschreibt er als eine dramatische Passage, die durch unterschiedliche Kulturen, Sprachen und Menschen geprägt wird. Schon als Faisal ein Jahr alt war, musste die Familie vor den Taliban nach Pakistan fliehen. Nach der Intervention der Amerikaner verbrachte er mit Eltern und Geschwistern sieben Jahre in der nordöstlichen Provinz Badachschan. So verbinden sich seine frühesten Erinnerungen mit Badachschan, welches ihm durch die Lektüre des von dem persischen Dichter Firdausi verfassten Nationalepos „Shāhnāme“ als märchenhaftes Land von Dämonen und Feen erschien. Als die Familie 2009 nach Kabul zurückkehrte, entdeckte ein Lehrer Faisals außerordentliche künstlerische Begabung. Er zeigte ihm das Ghulam Mohammad Maimanagi Art Center, bei dem es sich um die führende Kunsthochschule Afghanistans handelt. Dort begeisterte ihn die Begegnung mit Kunstwerken und die Möglichkeit künstlerische Techniken zu erlernen so sehr, dass er unbedingt studieren wollte. Obwohl er als Elfjähriger noch ohne Schulabschluss keine Studienzulassung erhalten konnte, ließ er sich nicht entmutigen und schlich sich immer wieder in die Vorlesungen ein, um möglichst viel zu lernen. Nachdem ein Kunstprofessor auf den ebenso ehrgeizigen wie begabten Jungen aufmerksam wurde, erwirkte er bei der Hochschulleitung eine Ausnahmegenehmigung, die es Faisal künftig erlaubte, offiziell an den Lehrveranstaltungen teilzunehmen, allerdings unter der Bedingung, seine Schulausbildung nicht zu vernachlässigen. Drei Jahre lang besuchte Faisal nun das Ghulam Mohammad Maimanagi Art Center in Kabul, lernte dabei sowohl traditionelle afghanische als auch europäische Kunst kennen und erlernte die technischen Grundlagen. Nur eine Woche nach dem Studienabschluss musste er mit seiner Familie erneut fliehen. Die Flucht dauerte ein halbes Jahr, führte ihn, seine Eltern und Geschwister über sieben Länder unter fast ständiger Lebensgefahr schließlich nach Deutschland. „Wir hatten Todesangst, drohten oft zu verhungern und manchmal zu erfrieren. Wir mussten uns verstecken, viele Nächte im Freien in Wäldern verbringen, immer in der Gefahr, entdeckt zu werden“, sagt Faisal, der auch wichtige Erfahrungen machte: „Ich musste in dieser Zeit mit der Pubertät klarkommen, erfuhr mit Erstaunen, dass ein Mädchen sich in mich verliebt hatte, sah mich aber auch in der Rolle als großer Bruder und Beschützer.“ Seit 2014 wohnt Faisal im Kreis Pinneberg (Schleswig-Holstein), wo er die Schule besuchte und im Juni 2021 sein Abitur an der Bismarck-Schule Elmshorn bestand, sich aber auch weiterhin intensiv mit Kunst beschäftigte.